Anzeige
Verhandlungen mit Hamas erfolglos

Offensive im Gaza-Krieg erwartet: Israel beginnt mit Evakuierung von Rafah

  • Veröffentlicht: 06.05.2024
  • 09:31 Uhr
  • Kira Born

Das israelische Militär hat vor einem potenziellen militärischen Einsatz in Rafah im Gazastreifen Zivilisten aufgefordert, den östlichen Teil der Stadt zu verlassen. Damit könnte die umstrittene Bodenoffensive bald beginnen. 

Anzeige

Das Wichtigste in Kürze

  • Israels Militär ruft die Bewohner:innen des östlichen Teils von Rafah auf, die Stadt zu verlassen.

  • Die Evakuierung der Stadt wird als Beginn einer Bodenoffensive in der palästinensischen Stadt gewertet. 

  • Verbündete Israels hatten vor einer militärischen Offensive in der Stadt gewarnt, da sich hier Hunderttausende palästinensische Binnenflüchtlinge befinden.

Es ist der Angriff, vor dem Israels Verbündete lange gewarnt hatten: der Militäreinsatz gegen die im südlichen Gazastreifen liegende Stadt Rafah. Verbündete des Landes hatten seit Monaten eindringlich vor einer solchen Offensive in Rafah gewarnt, weil sich dort Hunderttausende palästinensischer Binnenflüchtlinge drängen.

Am Montag (6. Mai) hat das israelische Militär im Rahmen eines "begrenzten Einsatzes" zur Zerschlagung der militant-islamistischen Palästinenser-Organisation Hamas mit der Evakuierung der Stadt begonnen. Das Militär rief die Einwohner:innen des östlichen Teils der Stadt an der Grenze zu Ägypten dazu auf, sich in das einige Kilometer nördlich gelegene Al-Mawasi-Lager am Mittelmeer und nach Chan Junis zu begeben. Betroffen von der Evakuierung sind nach Schätzungen 100.000 Menschen, so das Militär nach Berichten der Nachrichtenagentur Reuters am Montag (6. Mai).

Israel hält den Einsatz für unumgänglich, um eine Zerstörung der Kampffähigkeiten der Hamas sicherzustellen. Anderenfalls könne sie nach Kriegsende wiedererstarken. Ebenso werden in der Stadt an der Grenze zu Ägypten Geiseln vermutet. Dies gab die dpa am Montag (6. Mai) an.

Im Video: Israel Bodenoffensive auf Rafah rückt offenbar näher

Folgt nun der Militäreinsatz in Rafah?

Nachdem vorherige indirekte Verhandlungen Israels mit der islamistischen Terrororganisation Hamas in Kairo über eine neue Feuerpause im Gaza-Krieg und die Freilassung von Geiseln im Gegenzug für palästinensische Häftlinge ohne Ergebnisse geblieben waren, wird die Evakuierung von Zivilisten als erste Etappe eines Militäreinsatzes in Rafah gewertet.

Israel will mit dem Militäreinsatz in Rafah die verbliebenen Bataillone der islamistischen Terrororganisation Hamas zerschlagen. Es werden auch Geiseln in der Stadt an der Grenze zu Ägypten vermutet. Nun hat das israelische Militär nach eigenen Angaben die Palästinenser:innen in der Stadt aufgefordert, die östlichen Teile der Stadt zu verlassen. In einer Erklärung des Militärs hieß es, dass Plakate, Textnachrichten, Telefonanrufe und Ankündigungen in Medien eingesetzt würden, um die Zivilisten zu ermutigen, sich allmählich in die angegebenen Gebiete, nach Al-Mawasi und Chan Junis zu bewegen. Zuvor hatte das israelische Armeeradio berichtet, dass das Militär mit einer Evakuierung begonnen habe.

Anzeige
Anzeige
Netanjahu befürchtet Haftbefehl durch Strafgerichtshof
News

Zunehmend in der Kritik

Israel: Droht Netanjahu Haftbefehl durch Internationalen Strafgerichtshof?

Israel steht wegen seines Vorgehens im Gazastreifen international zunehmend in der Kritik. Nun könnten Berichten zufolge sogar mehreren Israelis Haftbefehle drohen - darunter auch dem Regierungschef.

  • 29.04.2024
  • 14:49 Uhr

Israel droht seit Längerem mit einem Angriff auf die Stadt, die als letzte Bastion der militant-islamistischen Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen gilt. Erst am Sonntag gab es einen Raketen-Angriff des militärischen Hamas-Arms auf den israelischen Grenzübergang Kerem Schalom. Hierbei kamen drei israelische Soldat:innen ums Leben, wie Nachrichtenagenturen meldeten. Der Grenzübertritt Kerem Schalom gilt als einer der wichtigsten Routen für die Lieferung von Hilfsgütern aus Israel in den Gazastreifen.

Die Armee schloss den Grenzübergang nach dem Raketenangriff vorübergehend für humanitäre Transporte. Das Militär bombardierte im Anschluss nach eigenen Angaben im Gazastreifen den Ort in der Nähe des Grenzübergangs Rafah zu Ägypten, von dem der Angriff ausgegangen war.

Anzeige

Israels Offensive in Rafah soll in Etappen stattfinden

Es wird erwartet, dass die Evakuierung von Rafah mehrere Wochen dauern könnte. Die Hamas habe ihre Kämpfer in Rafah auf den Einsatz gegen Israel vorbereitet und sie mit Proviant und Waffen versorgt, hieß es aus Israel dazu. Auch die Zahl der Wächter für die Geiseln ist nach Medienberichten verstärkt worden.

Das "Wall Street Journal" schrieb von zwei bis drei Wochen Evakuierung und sechs Wochen anschließender Offensive.

Anzeige

Gespräche in Ägypten über Rafah-Offensive

Ranghohe israelische Geheimdienst- und Militärbeamte waren im vergangenen Monat in Kairo unter anderem mit dem ägyptischen Geheimdienstchef zusammengetroffen, um Israels geplanten Einsatz seiner Armee in Rafah zu besprechen.  Zuvor hatte der Vorsitzende des ägyptischen Staatsinformationsdiensts SIS, Diaa Raschwan, noch erklärt, man führe keine Gespräche mit Israel über dessen mögliche Militäroffensive in Rafah. Ägypten lehne Pläne für solch eine Offensive entschieden ab und habe diese Position auch mehrfach klargestellt. Die Stadt im Süden gilt als die einzige in dem abgeriegelten Küstenstreifen, die noch vergleichsweise intakt ist.

Ägypten befürchtet unter anderem, es könnte bei einem Einsatz Israels in Rafah zu einem Ansturm von Palästinenser:innen über die Grenze kommen. In der Stadt liegt der Grenzübergang vom Gazastreifen nach Ägypten, es ist auch ein wichtiges Tor für humanitäre Hilfslieferungen in den abgeriegelten Küstenstreifen. Heftige Kämpfe in der palästinensischen Stadt könnten die Lieferungen von Nahrungsmitteln, Medikamenten und Treibstoff weiter erschweren. Dies berichtet die dpa.

  • Verwendete Quellen:
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Nachrichtenagentur Reuters
Mehr News und Videos
Verteidigungsminister Boris Pistorius
News

3,8 Milliarden Euro zusätzlich: Pistorius fordert mehr Militärhilfen für die Ukraine

  • 19.05.2024
  • 12:20 Uhr

© 2024 Seven.One Entertainment Group