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Versprechen wurden nicht eingehalten

Nestle, Heineken und Co.: Diese Unternehmen machen weiter Geschäfte in Russland

  • Aktualisiert: 12.07.2023
  • 15:24 Uhr
  • Clarissa Yigit
Nicht nur deutsche Unternehmen, sondern rund 1.000 internationale, betreiben in Russland nach dem Einmarsch in die Ukraine weiterhin ihre Geschäfte.
Nicht nur deutsche Unternehmen, sondern rund 1.000 internationale, betreiben in Russland nach dem Einmarsch in die Ukraine weiterhin ihre Geschäfte. © Foto: Patrick Pleul/zb/dpa

Auch über 500 Tage nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine verkaufen weiterhin bekannte Marken ihre Artikel in Russland – und dies, obwohl viele einen Rückzug aus dem russischen Markt angekündigt hatten.

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Geld macht bekanntlich nicht glücklich, aber es beruhigt. Dieses Denken hat sich anscheinend auch bei den großen Unternehmen gefestigt. Denn eigentlich beteuerten runde 1.000 Konzerne, nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine vor über 500 Tagen, keine Geschäfte mehr in Russland zu betreiben und sich aus dem Land ganz oder zumindest teilweise zurückzuziehen.

Im Video: Selenskyj sicher: Ukraine wird nach dem Krieg der NATO beitreten

Leere Versprechen

Offensichtlich haben dies allerdings wohl nicht alle Unternehmen so ernst gemeint, was ein Team um den Yale-Professor Jeffrey Sonnenfeld herausfand und in einer öffentlichen zugänglichen Liste dokumentierte.

Einige große Lebensmittelkonzerne wollten beispielsweise in Russland lediglich nur noch die Grundversorgung anbieten. Nun zeigen die neuesten Recherchen allerdings, dass weiterhin in Russland Geschäfte abgewickelt würden. Auch große Marken seien laut einem CNN-Bericht unter den Konzernen, die offenbar nicht ihre Versprechen eingehalten haben.

In einem Interview mit CNN äußerte sich Sonnenfeld mit den Worten: "Diese Unternehmen brechen ihre Versprechen. Sie verhalten sich wie Kriegsgewinner. Das ist mehr als enttäuschend. Es ist beschämend und unethisch." So würden die Unternehmen durch ihren Verbleib in Russland gegen einen moralischen Kodex verstoßen und gleichzeitig "ihre eigenen Marken selbst verbrennen".

Es ist beschämend und unethisch.

Jeffrey Sonnenfeld, Yale

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Eine kurze Übersicht, welche Konzerne was in Russland anbieten:

  • Carl's Jr: amerikanische Fast-Food-Kette, präsentiert unter anderem sein Essen auf einer russischsprachigen Instagram-Seite
  • Heineken: betreibt immer noch sieben Brauereien (mit rund 1.800 Beschäftigte), hätte "eine Reihe neue Marken etabliert"
  • Mondelez: der Süßwaren- und Snackhersteller sei "weitehin in Russland aktiv" (mit 3.000 Mitarbeitern)
  • Nestle: vertreibt unter anderem Tierfutter und Schokolade
  • Philip Morris: Tabakhersteller (einer der größten verbleibenden multinationalen Konzerne, geschätzten Vermögen: 2,5 Milliarden US-Dollar, mehrerer Werke)
  • TGI Fridays (unabhängige Franchisenehmer): nur lokale Franchisenehmer könnten entscheiden, ob sie geöffnet bleiben, Erlöse aus den Franchisenehmergebühren gingen an eine Gruppe, die ukrainische Flüchtlinge unterstützten
  • Unilever: vertreibt Cornetto- oder Magnum-Eis, Kosmetikartikel von Dove, andere Konsumgütern

Einige Reaktionen der großen Unternehmen

Die Reaktionen der einzelnen Firmen sind eher verhalten und zielen auf eine Art Selbstverteidigung hin.

So habe der Süßwaren- und Snackhersteller Mondelez beispielsweise lediglich in einer Erklärung angegeben, seine Aktivitäten reduziert und die Einführung neuer Produkten und Werbeausgaben in Russland gestoppt zu haben. Eine Stellungnahme gegenüber CNN habe der Konzern abgelehnt.

Auch Unilever lehnte eine Stellungnahme ab und habe lediglich auf eine Erklärung vom Februar verwiesen, so CNN. Hierin habe es geheißen, dass der Konzern "den Krieg in der Ukraine weiterhin als brutalen und sinnlosen Akt des russischen Staates" verurteile. Allerdings sei es nicht so einfach, Russland zu verlassen, "ohne die Vermögenswerte an die Regierung zu übergeben oder die dortigen Mitarbeiter zu verletzen. "

Der Tabakhersteller Philip Morris meint gegenüber CNN, die "Situation sei komplex" und das Unternehmen sei "durch die jüngsten regulatorischen Entwicklungen in Russland eingeschränkt.",

Heineken hingegen sei "entschlossen, Russland zu verlassen" betonte ein Heineken-Sprecher auf eine Anfrage des "Spiegel". So suche Heineken einen potenziellen Käufer für sein Russlandgeschäft, da der Konzern den Verkauf der Marke Heineken in dem Land eingestellt habe. Dieser Deal sei den russischen Behörden bereits im April vorgelegt worden – eine Genehmigung stehe noch aus.

Yale allerdings werfe Heineken vor, den Ausstieg weiter hinauszuzögern, "unter dem Vorwand, dass es auf die Genehmigung der russischen Aufsichtsbehörden wartet, um den Verkauf abzuschließen", erläutert CNN.

Um einer Insolvenz vorzubeugen, habe Heinekens russische Tochter nach dem Verkaufsstopp der Marke Heineken zudem neue lokale Produkte einführen müssen.

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